13.03.2020

Bring’s nach Hause

Neue Lieferdienste im Überblick

Man kann sie einfach nicht übersehen: Seit einiger Zeit radeln auffällige, in Pink und Türkis gewandte, Fahrradboten durch die Innenstädte. Wer diese Farbtupfer im Betongrau der Straßenschluchten trotz ihres vermehrten Auftretens bisher nicht gesichtet hat, wunderte sich vielleicht über Aufkleber an Restaurants sowie massive Werbung mit Flyern und auf Social-Media-Kanälen. Oder er fand Sattelschoner in einer der beiden markanten Farben an seinem geparkten Drahtesel vor.

Lieferdienste im neuen Gewand

Die Unternehmen, die so auf sich aufmerksam machen wollen, sind die Lieferdienste Foodora (pink) und Deliveroo (türkis). Foodora wurde Ende 2014 unter dem Namen Volo im München gegründet und gehört nach einigem Übernahme-Hin und Her mittlerweile zu Delivery Hero. Der große Gegenspieler in diesem Milliarden-Markt ist das britische Unternehmen Deliveroo, das seit seiner Gründung 2013 weltweit expandiert.

Die neuen Anbieter mischen den Markt mit einem Premium-Versprechen auf, dass man das Essen seines Lieblingsrestaurants bestellen und an die Tür geliefert bekommen könne. Sie sprechen im Vergleich zu anderen Plattformen auch Restaurants an, die bisher über keine eigene Lieferlogistik verfügten und so nun einen weiteren Vertriebs- und Marketingkanal haben. Dabei bieten sie einen Rundumservice an und übernehmen von der Bestellung und Abrechnung bis zur Auslieferung mit eigenen Boten das komplette Programm. Auch der Kunde profitiert und soll sein Essen durch standardisierte Abläufe schneller erhalten. Daher wird die erwartete Lieferzeit bereits auf der Website angezeigt. Beide Unternehmen betonen, gehobene und angesagte Restaurants im Portfolio zu haben – was, wohlwollend betrachtet, durchaus zutrifft. Die Restaurants, die wir angezeigt bekamen, waren ansprechend, gehobener Standard – auch bei den Preisen.

Ride my bike: Lieferdienst Foodora versus Deliveroo

Beim praktischen Vergleich fällt auch, dass sich die Plattformen optisch und in den Betriebsabläufen sehr ähneln: Beide Anbieter wickeln Bestellung, Bezahlung – per Kreditkarte, Sofortüberweisung oder Paypal – und Auslieferung ab. Das teilnehmende Restaurant muss nur das Essen zubereiten. Die Auslieferung erfolgt zumeist umweltfreundlich durch Kuriere auf Fahrrädern. Die Bestellung im Internet ist übersichtlich und einfach. Dies Preise beim Bestellen sind zumeist identisch mit denen im Restaurant oder manchmal gar einen Tick teurer. Hinzu kommt neben einem Mindestbestellwert eine Gebühr um drei Euro für die Lieferung, während das Restaurant Provision an den Lieferdienst zahlen muss – welche aber in vielen Fällen von den Restaurants auf die Kalkulation umgelegt wird. Nach der Bestellung hält die App alle Beteiligten über den Status der Lieferung auf dem Laufenden. Für beide Unternehmen lassen sich immer noch Gutscheine zum Einsparen der Bestellgebühr und verschiedene Rabattaktionen finden. Das Angebot an Restaurants, das uns bei der Umkreissuche angezeigt wurde, schien uns bei Foodora umfangreicher und etwas ansprechender. Für eine kleine Lieferverzögerung entschuldigte sich Foodora unaufgefordert, nicht ganz uneigennützig mit Bestellgutscheinen. Ein dritter großer Player steht mit UberEats bereits in den Startlöchern. Uber ist bisher als viel diskutiertes Vermittlungsunternehmen zur Personenbeförderung bekannt.

Vermittlungsdienste Lieferheld und Lieferando

Restaurants, die eine eigene Auslieferflotte besitzen, können sich bei Lieferheld und Pizza.de, die ebenfalls zu Delivery Hero gehören, sowie dem aus den Niederlanden stammenden Unternehmen Lieferando listen lassen und so Bestellungen vermittelt bekommen. Der Vorteil für den Kunden vorm Computer liegt darin, dass er Imbisse und Restaurant, die in seinem Umkreis selbst ausliefern, gebündelt angezeigt bekommt und nicht einzeln zusammensuchen muss. Daneben kann die Bezahlung vorab über die Plattformen erledigt werden. Die Verantwortung für die Auslieferung trägt dann wiederum der lokale Unternehmer. Bei dem eher konventionellen Angebot aus Pizza, Chinesisch und Gyros gibt es hilfreiche Bewertungen von Kunden bei den kaum unterscheidbaren Anbietern. Lieferheld punktet mit einem Login über den Facebook-Account, während Lieferando uns mehr Restaurants zur Auswahl vorstellt.

Praktische Tipps

Bei allen Anbietern gilt: Am heißesten und frischesten kam das Essen an, wenn sich die Quelle in nicht allzu weiter Entfernung befand und die Fahrtzeit sich dadurch in Grenzen hielt. Dann funktioniert sogar Pizza einigermaßen. Denn schnell schwitzt der knusprige Teigfladen im Pappkarton und nimmt dann Geschmack und Konsistenz der Verpackung an. Kalten, zähen Käse braucht man ebenso wenig wie pappiges, weiches Essen. Diese Erfahrung haben wir bei Burgern, Fritten sowie Tacos und Burritos gemacht. Das schmeckt frisch zubereitet einfach um Meilen besser!

Am besten schlug sich asiatisches Essen. Zumeist kam es geschmacklich und in einem ähnlichen Zustand wie im Restaurant an. Besonders wenn die Küche gebratenes Fleisch nicht in die Sauce gelegt hatte. Frittierte Gerichte hatten auch hier den schwersten Stand und Frühlingsrollen waren nur noch teilweise knusprig – dann lieber vietnamesische Summerrolls, die kalt gegessen werden und auch weniger fettig sind.

Müll, Müll, Sondermüll!

Die Auslieferung per Fahrradkurier ist, angesichts immer stärker durch Verkehr belasteter Innenstädte, eine gute, umweltfreundliche Idee. Die Kehrseite bei nahezu allen Essensbestellungen ist der enorme Müllberg, der am Ende übrigbleibt. Wir haben zur Gewissensentlastung zwar alles korrekt getrennt, doch bleibt das Unwohlsein, einen unnötig hohen Verbrauch von Plastiktüten, Styropor und Alu-Folie verursacht zu haben. An dieser Stelle hoffen wir sehr bald auf innovativere, nachhaltigere Verpackungslösungen.

Grundsätzlich kochen wir lieber vorausschauend eine zusätzliche Portion Suppe, Eintopf oder Nudelsauce und haben so, neben einer kalten Flasche Sekt, immer eine Notreserve im Kühlschrank oder Eisfach liegen, um schnelle Gerichte zu zaubern. Oder wir gehen persönlich ins Restaurant um die Ecke – das ist für die lokalen Betreiber, unsere Umwelt, die Essensqualität und den Genussmoment ohnehin die schönste Variante.

Eine gute Orientierung bei der Entscheidungsfindung wünscht Ihr Mumm Sekt-Team

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