Kulinarisches Kino
Eine Leinwand voller Genuss
Mhm!
Oh!
Ah!
Nein, nein, bitte nicht falsch verstehen, alles bleibt jugendfrei! Heute wollen wir uns aber mit kulinarischen Filmen beschäftigen – und dies sind die typischen Gefühlslaute von Louis de Funès im legendären Film „Brust oder Keule“.
Jetzt ist die ideale Jahreszeit, um es sich abends bei einem guten Film vor dem Fernseher gemütlich zu machen. Draußen ist es kalt, der Braten schon verspeist oder noch im Ofen: Da macht es Spaß, sich nicht nur warme Gedanken zu machen, sondern gleich einen wohlig-anregenden Streifen mit Genuss zu schauen.
Nichts gegen einen guten Krimi oder einen rasanten Actionfilm, aber wenn Essen und Trinken ins Spiel kommen, sind wir genauso gebannt. Der Mund steht dann nicht vor lauter Special Effects nur offen, sondern das Wasser läuft förmlich zusammen. Bei einer Vielzahl von Filmen spielt unser Lieblingsthema die Hauptrolle. Das ist irgendwie schlüssig, denn schließlich gehören kulinarische Genüsse zum Leben wie Liebe und Leidenschaft. Die Berlinale widmet dem Komplex unter „Kulinarisches Kino“ sogar eine eigene Festivalreihe.
Die Spannbreite der Film- und Genusskunst reicht von eher deftiger Kost wie die klassische Bohnenpfanne, die Bud Spencer und Terence Hill in „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ vertilgen bis zu von sprechenden Ratten zubereiteter Sterne-Küche. Wir haben mal ein paar Filme genossen:
Brust oder Keule
Louis de Funès als hektisch-cholerischer Restaurantkritiker Charles Duchemin ist Kult. Schon 1976 nahm der Film die Rituale der französischen Hochküche gewaltig auf die Schippe. Ähnlichkeiten zu real existierenden Kritikern, Restaurantführern mit ihren beißend-verletzenden Kritiken und bis heute anzutreffenden Verhaltensweisen rund um Restaurants sind kaum von der Hand zu weisen. Gleichzeitig kritisiert der Film beinahe prophetisch Entwicklungen bei der Industrialisierung der Lebensmittelproduktion. Altbacken und aktuell zugleich – mehr Lach- denn Appetitfaktor.
Ratatouille
Einem Kritiker, hier heißt die Zeichentrickfigur bezeichnenderweise Anton Ego, fällt auch bei diesem Computeranimationsfilm aus dem Jahre 2007 eine wichtige Rolle zu. Der Held des in Paris spielenden Films aber ist die Ratte Rémy. Sie verfügt über einen außergewöhnlich guten Geruchssinn und eine große Kochleidenschaft. Erst hilft Rémy dem tollpatschigen Küchenjungen Linguini bei einer Suppe und führt ihn dann zum Erfolg. Kein Wunder, dass diese ungewöhnliche Konstellation und eine Ratte in der Küche große Folgen haben. Die gefühlvoll erzählte und grandios umgesetzte Geschichte macht nicht nur Hunger auf ein köstliches Ratatouille – Gefühlskino für die ganze Familie.
Eden
Wem Charlotte Roche bisher nur als Autorin umstrittener Bücher über Körperöffnungen und –flüssigkeiten aufgefallen ist, sollte sie sich bei ihrem überzeugenden Film-Debut als Eden ansehen. In dem erstklassig besetzten Film (Devid Striesow, Josef Ostendorf, Manfred Zapatka) lernt die verheiratete Kellnerin Eden den für seine „Cucina erotica“ berühmten, aber introvertierten Koch Gregor kennen und verfällt, rein platonisch, seinem Essen. Die Wirkung auf ihre Ehe bleibt nicht aus – es kommt zum Showdown. Das Essen entwickelte Kochprofi Frank Oehler extra für den Film. Ungewöhnlicher Streifen mit anregender Kochkunst und am besten geeignet für den genüsslichen Abend zu zweit!
Couscous mit Fisch
Der schon in die Jahre gekommene Hafenarbeiter Slimane will nach seiner Entlassung ein Restaurant eröffnen. Ein ziemlich monothematisches Restaurant, denn auf der Karte steht nur das nordafrikanische Grundnahrungsmittel, das aus Hartweizengrieß, Gerste oder Hirse hergestellt wird: Couscous, am liebsten serviert mit Fisch. Und dann nehmen die kleineren und größeren Katastrophen ihren Lauf. Sehenswert!
Chocolat
Darf’s ein wenig mehr Hollywood-Aroma sein? Juliette Binoche als Hauptdarstellerin sorgt mit ihren süßen Kreationen und verführerischen Pralinen in einem französischen Provinzstädtchen für Verzückung. Wem das noch nicht reicht, wird vielleicht von Johnny Depps Auftritt als Außenseiter zum Dahinschmelzen gebracht. Zuckersüß und wunderschön.
Julie & Julia
Geschickt verknüpft der Film aus dem Jahr 2009 die realen Erzählungen über die Karriereanfänge der bekannten Köchin und Kochbuchautorin Julia Childs zu Beginn der 50er-Jahre mit dem Leben der vom Job geplagten Bloggerin Julie Powell kurz nach der Jahrtausendwende. Julie entwickelt und setzt für ihren Blog den ehrgeizigen Plan um, innerhalb eines Jahres sämtliche 524 Rezepte aus Julia Childs Kochbuch „Mastering the Art of French Cooking“ nachzukochen. Man nehme: die grandiose Meryl Streep, ein wenig Beziehungsdrama, viel Butter und schon ist eine leichte Komödienkost mit wahrem Hintergrund fertig.
Madame Mallory und der Duft von Curry
Auch eine andere Grand Dame der Charakterdarstellerinen war kulinarisch unterwegs. In der Filmkomödie von 2014 verkörpert Helen Mirren die Sterneköchin Madame Mallory, die sich in der französischen Provinz von ihren neuen Nachbarn gegenüber arg gestört und provoziert fühlt. Die indische Einwandererfamilie hat vis à vis ihrem klassisch-französischen Restaurant ein lebhaftes indisches Restaurant eröffnet, in dem mit Sohn Hassan ein Naturtalent als Koch am Herd steht. Weil neben Klischees, dem Duft von indischen Essen und einer überzeugenden Hauptdarstellerin eine Prise d’Amour im harten Küchenalltag nicht fehlt, ist gute Unterhaltung und die Lust auf ein dampfendes Curry garantiert.
Lunchbox
Auch hier stehen Curry und indische Köstlichkeiten im Fokus. Ausgangspunkt des Films ist das für sich genommen schon faszinierende Dabbawallah-System der Millionenstadt Mumbai. Fahrradkuriere liefern bürotäglich von den Hausfrauen am heimischen Herd gekochte warme Mahlzeiten in übereinander gestapelten Edelstahldosen an die in Büros arbeitenden Ehemännern – und das eigentlich ohne Verwechslungen. Als das dennoch passiert, sorgt eine falsch zugestellte Lunchbox für die schicksalshafte Begegnung der unzufriedenen Hausfrau Ila Singh mit dem einsamen Schreibtischarbeiter Saajan Thomas. Wer diese wundervolle Romanze verfolgt, schmiert anschließend seinem oder seiner Liebsten morgens das Butterbrot mit viel mehr Liebe. Als Gimmick finden sich im Booklet der DVD ein paar der Gerichte in Rezeptform zum Nachkochen.
Der Koch
Das ist erst einmal Programm für einige heimelige Winterabende. Daneben gibt es noch eine Reihe weitere Filme, die Genuss thematisieren: Zimt und Koriander, Toast oder für Weinfreunde Sideways. Wer es eher dokumentarisch mag, wird sich für die prämierte Netflix-Serie „Chef’s Table“ begeistern können. Hier werden rund um den Globus Spitzenköche portraitiert. Neben den köstlichen Kreationen steht besonders der oftmals steinige und von Selbstzweifeln geprägte Weg zu Sternen und Punkten im Mittelpunkt. Sehr sehenswert ist auch der Dokumentarfilm „Jiro dreams of Sushi“ über einen alten, japanischen Sushi-Meister.
Bei soviel prickelndem Vergnügen wünschen wir beim Film ihrer Wahl viel Spaß und stoßen Sie mit einem Glas Mumm Jahrgangssekt auf Genuss und Happy End an…
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